Die Therapie des Darmkrebses

Wurde bei Ihnen die Diagnose Darmkrebs gestellt, so sollten Sie mit Ihrem Arzt
ausführlich über den Befund und die Prognose Ihrer Erkrankung sprechen.
Lassen Sie sich die vorgesehenen Behandlungsschritte und eventuell vorhandene
andere therapeutische Möglichkeiten genau erläutern. Wenn Sie etwas nicht
verstanden haben, fragen Sie ruhig nach. In jedem Einzelfall müssen alle an
der Behandlung beteiligten Ärzte mit Ihnen gemeinsam die für Sie am besten
geeignete Behandlungsstrategie festsetzen.

Der informierte und aufgeklärte Patient, der versteht, was mit ihm geschieht,
 kann aktiv an seiner Genesung mitarbeiten.

Unabhängig davon, um welche Art von Darmkrebs es sich handelt, gilt:

Das Hauptziel jeglicher Therapie ist es, den Tumor durch Operation vollständig zu entfernen.

Die moderne Krebstherapie hat aber nicht nur zum Ziel, das Karzinom zu entfernen.
Heute weiß man, daß die Krebserkrankung Ausdruck dafür ist, daß der
ganze Mensch erkrankt ist. Offensichtlich war seine körpereigene Abwehr
nicht mehr in der Lage, entartete Zellen zu erkennen und rechtzeitig zu zerstören.
Daher hat die Immuntherapie neben Operation, Strahlen- und Chemotherapie
einen festen Platz in der Antikrebsbehandlung.

Klassifikation des Tumors                                   

Ein wichtiges Kriterium bei der Wahl der für den Patienten am besten geeigneten            
Behandlungsmethode ist die Feststellung, wie weit sich der Krebs ausgebreitet hat.
Fachleute verwenden dafür verschiedene Begriffe: Krebsklassifikation, Grading,
Stadieneinteilung oder auch Sta ging. Die Einteilung erfolgt nach bestimmten Normen,
für die hauptsächlich drei Gesichtspunkte maßgebend sind:

  T   bedeutet Tumor,

  N   bedeutet regionale Lymphknoten,

   M  steht für Metastasen, also Tochtergeschwülste.

Man verwendet deshalb auch den Begriff     TNM-Klassifikation. 

Die Begriffe zu T (Tumor) bedeuten:

T1 = Der Primärtumor erstreckt sich nur auf die Darmschleimhaut

T2 = Der Primärtumor erstreckt sich zusätzlich auf die Muskulatur der Darmwand

T3 = Der Primärtumor erfasst den Bauchfellüberzug oder wächst beginnend in
            das benachbarte Gewebe ein, wo kein Bauchfell vorhanden ist

T4 = Der Tumor erfasst benachbarte Strukturen

Die Bezeichnungen zu N (Nodes = Knoten) lauten:

N1 = Der Tumor erfasst ein bis drei benachbarte Lymphknoten

N2 = Der Tumor erfasst vier oder mehr benachbarte Lymphknoten

N3 = Es bestehen Lymphknotenmetastasen entlang einer größeren Gefäßstraße

Für M (Metastasen) gelten folgende Unterbegriffe:

Mx. = Vorhandensein oder Fehlen von Fernmetastasen kann nicht beurteilt werden

Mo = kein klinischer Nachweis von Tochtergeschwülsten

M1 = Fernmetastasen nachweisbar 

Die Operation

Mit der Operation wird versucht, den Tumor möglichst vollständig zu entfernen.
Auch große Metastasen werden mit dem Skalpell beseitigt. Wenn der Tumor zu
einem Darmverschluss geführt hat, stellt die Operation die Darmpassage wieder her:
Die quälenden Schmerzen und andere Symptome eines Darmverschlusses
lassen nach. Unter bestimmten Bedingungen (unter anderem z.B. akuter
Darmverschluss oder sehr schlechter Allgemeinzustand des Patienten) vereinigt
der Chirurg nach Entfernung des Tumors die Dickdarmenden nicht.

Auch wenn eine frisch angelegte Naht nicht sofort mit Darminhalt belastet werden soll,
legt er für eine bestimmte Zeit einen künstlichen Darmausgang an. Dies trifft auch zu,
wenn die Geschwulst so nahe am Darmausgang liegt, dass der Schließmuskel mit
entfernt werden muß. In diesem Fall wird der gesamte Enddarm entfernt und ein
endgültiger künstlicher Darmausgang (= „Anus praeter" oder „Stoma") angelegt. 

Allerdings ist durch moderne Operationstechniken die Notwendigkeit, einen
dauerhaften künstlichen Ausgang zu schaffen, noch weiter zurückgegangen.
So ist es möglich geworden, die Verbindung mit dem vorhandenen Dickdarm bis
in die Region der Schließmuskulatur zu verlegen. Dennoch bleiben Situationen,
in denen der Schließmuskel, wie gesagt, entfernt werden muss.

In den meisten anderen Fällen ist es, das sei noch einmal betont, grundsätzlich möglich,
den Anus praeter auch wieder zurückzuverlegen. Aber selbst, wenn dies nicht möglich ist:
Ein künstlicher Darmausgang ist dank der heutigen Operationstechniken und
medizinischen Hilfsmittel keine Tragödie mehr. Geruchsbelästigungen oder
Irritationen der Bauchhaut gehören der Vergangenheit an. Viele Krankenhäuser
haben eine speziell ausgebildete Stomaschwester, die den Patienten bereits
unmittelbar nach der Operation die entsprechenden Kenntnisse sachkundig vermitteln kann.

Heute ist der Anus praeter nur noch ein psychisches Problem                

Die Operation bietet echte Heilungschancen. Sie sind beim Dickdarm-und Mastdarmkrebs
besonders günstig, wenn im Frühstadium operiert wird, und betragen dann 80 bis 90 Prozent.

 

Die Strahlentherapie

Die Bekämpfung eines Tumors mit Strahlen (= „Radiotherapie" oder "Radiatio")
hat im wesentlichen die Verkleinerung der Geschwulst zum Ziel. Bestimmte Strahlen
verursachen Schäden im Erbgut der Zellen. Krebszellen haben ein weniger gut
funktionierendes Reparatursystem als normale Zellen. Deshalb können die Schäden,
die durch die Bestrahlung angerichtet werden, schlechter behoben werden:
Der Krebs stirbt ab.

Die Radiatio kommt nur beim Mastdarmkrebs zum Einsatz. Bösartige Wucherungen
im Dickdarm werden selten mit Strahlen behandelt.

Die Chemotherapie                                         

Chemotherapie spielt in bestimmten Situationen eine Rolle Die Chemotherapie ist
wie die Strahlentherapie deshalb erfolgreich, weil die verabreichten Medikamente
(Zytostatika) Krebszellen eher angreifen als normales Gewebe. Es handelt sich um
Zellgifte, die vor allem auf sich teilende Zellen wirken. Da Tumorzellen sich
praktisch ständig vermehren, werden vor allem diese geschädigt. Aber auch normales
Gewebe, das sich relativ oft erneuert, wird in Mitleidenschaft gezogen: Hier ist
beispielsweise die Darmschleimhaut zu nennen. Stirbt sie ab, geht gleichzeitig eine
wichtige Schutzschicht verloren, weshalb es vermehrt zu Darmentzündungen und
Durchfällen kommt. Schäden an der Magenschleimhaut bewirken Übelkeit und
Erbrechen. Durch die Zerstörung der Haarwurzeln kommt es zu Haarausfall.
Alle diese Begleiterscheinungen einer Chemotherapie verschwinden wieder,
wenn keine Zytostatika mehr verabreicht werden.

Tumoren am Dick-und Mastdarm gehen vorwiegend von den Drüsen der
Darmschleimhaut aus. Drüsenkrebse (Adenokarzinome) sprechen schlecht auf
Zytostatika an. Dennoch ist heute in Studien erwiesen, daß die
Chemotherapie -und beim Mastdarmkrebs die Kombination von Chemotherapie
und Bestrahlung (Radio-Chemo­Therapie) - in noch nicht zu weit fortgeschrittenen
Fällen die Ergebnisse der Operation um 20 - 30 Prozent bezüglich der 5-Jahres-Heilung
verbessern kann. Sie ist daher unter bestimmten Voraussetzungen zu empfehlen.
Bei hinreichend früh erkannten und behandelten Dickdarm-und Mastdarmkrebsen
kann das gute Ergebnis der Operation nicht weiter verbessert werden. 

Daher kommt die Chemotherapie beim Darmkrebs nur in bestimmten,
besonders gelagerten Fällen zum Einsatz
.

Nachdem es inzwischen (mit Unterstützung der Deutschen Krebshilfe) gelungen ist,
tierische Antikörper gegen Dickdarmkrebszellen zu erzeugen, kommt eine derartige
Antikörper-Behandlung in besonders gelagerten Fällen in Frage. Allerdings
müssen mit dieser Therapie noch weitere Erfahrungen, vor allem in großen
Untersuchungsreihen, gesammelt werden. Hierzu sollte der behandelnde Arzt
gefragt und eine individuelle Entscheidung getroffen werden.

Bei einem Teil der Patienten findet eine Tumorabsiedelung (Metastasierung)
vor allem in die Leber statt. Handelt es sich um große, einzelne Metastasen
und liegen sie günstig, so ist ihre operative Entfernung die beste Form der
Behandlung. Ist dies nicht möglich, kommt die sogenannte regionale Tumortherapie
zum Einsatz: Dabei wird erst ein kleiner Schlauch (Katheter) in eine Leberarterie
vorgeschoben und anschließend das Medikament an dem Ort verabreicht, wo es wirken soll.

Eine weitere Möglichkeit ist die Chemoembolisation. Dabei werden über die
Blutgefäße mit Medikamenten getränkte Teilchen an die Metastasen in der
Leber herangebracht. Diese Teilchen lösen sich innerhalb einiger Tage auf
und geben das Medikament frei.

Sowohl durch diese Methode als auch durch die regionale Tumortherapie kann
die Menge der verabreichten Zellgifte zum Teil stark vermindert und die
Nebenwirkungen einer Chemotherapie können abgeschwächt werden.         
 

Die Immuntherapie

Wichtige Säule der Von adjuvanter Therapie spricht man, wenn eine Maßnahme
allein zwar kaum Erfolge bringt, zusätzlich zu einer anderen Behandlung jedoch
deren Ergebnisse deutlich verbessert. Da man davon ausgehen muß, daß eine
Störung im Immunsystem des Menschen zum Ausbruch der Krebserkrankung
geführt hat, ist die Stützung der körpereigenen Abwehr besonders sinnvoll.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das Immunsystem zu stimulieren. Wichtig
dabei ist, die einzelnen Maßnahmen aufeinander abzustimmen und mit dem Arzt
zu besprechen, um sicherzustellen, daß die adjuvante Therapie die
Basisbehandlung nicht stört.

Interessante Aspekte bietet die Behandlung mit Interferonen und Interleukinen.
Hierbei handelt es sich um Botenstoffe, mit denen sich die körpereigenen Abwehr;
selten untereinander verständigen. Interferone und Interleukine können heute
künstlich hergestellt werden. Ihre therapeutische Verwendung ist jedoch noch
immer mit erheblichen Nebenwirkungen belastet und nicht immer erfolgreich.
Daher ist diese Therapieform - die Ärzte sprechen von „Immunmodulation" -
noch nicht allgemein anerkannt.


 

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