Kann körperliche Aktivität das Krebsrisiko reduzieren?

 

Bewegung gilt heute als wichtiger Faktor in der Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Problemen, sie schützt vor Knochen- und Muskelabbau, Diabetes und vielen weiteren Erkrankungen.

Bewegung in der Krebsvorbeugung

Regelmäßige körperliche Aktivität soll jedoch auch einigen Krebsarten vorbeugen. Menschen, die sich viel bewegen, erkranken statistisch gesehen seltener als die Durchschnittsbevölkerung an Dick- und Enddarmkrebs oder Brustkrebs; bei weiteren Tumorarten besteht ebenfalls ein Zusammenhang, wenn auch weniger ausgeprägt.

Experten beobachten bei der Krebsvorbeugung eine enge Verknüpfung von Bewegung und Ernährung: Als gemeinsamer Faktor, der von beiden beeinflusst wird, gilt das Körpergewicht. Der ehemalige Direktor des U.S.-amerikanischen Krebsforschungsinstituts (NCI), Andrew C. von Eschenbach, sprach von der Energiebilanz als wichtigem Gesichtspunkt, wenn es um die komplexen Zusammenhänge zwischen Gewicht, körperlicher Aktivität, Veranlagung und Krebsrisiko geht.
Aus der Grundlagenforschung zeichnen sich erste Hinweise ab, dass es dafür auch eine physiologische Erklärung geben könnte: Bewegung beeinflusst den Insulinspiegel und die Konzentration weiterer Hormone und Botenstoffe im Blut, die in den Zellen als Wachstumssignale fungieren. Körperliche Aktivität hat über diese Mechanismen vermutlich auch einen günstigen Effekt, der über den unmittelbaren Zusammenhang mit dem Körpergewicht hinausgeht. Noch besteht zu diesen Fragen allerdings Forschungsbedarf.

Bewegung als Therapie

Bewegung und Sport spielen auch für bereits Erkrankte eine Rolle: Mögliche Krankheits- und Behandlungsfolgen wie etwa Einschränkungen der Beweglichkeit können durch gezielte Übungen und Krankengymnastik vermindert oder ganz vermieden werden. Angepasstes Bewegungstraining verbessert Erschöpfungszustände, das so genannte Fatigue-Syndrom unter denen viele Patienten noch lange nach der Therapie leiden. Schließlich gibt es viele Untersuchungen, die den positiven Einfluss von Bewegung auf die psychische Situation von Krebspatienten belegen.
Betroffene finden hier weitere Informationen zum Thema "Sport nach Krebs".

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Schutz vor Rückfällen noch nicht belegt

Ob regelmäßiges Training auch das Risiko von Rückfällen und Metastasen beeinflusst, ist bisher nicht ausreichend dokumentiert.
Auch hier gibt es zwar aus den letzten Jahren mehrere Studien, die zumindest die negativen Folgen einer sitzenden Lebensweise belegen: Bleiben Brustkrebspatientinnen nach ihrer Erkrankung stark übergewichtig, bewegen sie sich wenig und zeigt ihr Stoffwechsel erste Anzeichen von Entgleisung in Richtung des so genannten metabolischen Syndroms an, so scheint auch ihr Rückfallrisiko erhöht zu sein.

Keiner der Forscher geht soweit, aus diesen Studienergebnissen bereits konkrete Ratschläge zum Abnehmen oder zu mehr Sport abzuleiten – dazu müsste erst belegt sein, dass sich die Risikosituation dadurch tatsächlich auch wieder umkehren lässt.

Was das allgemeine Wohlbefinden und die Aufrechterhaltung eines guten Allgemeinzustands durch ausreichend Bewegung für die Prognose von Krebspatienten bedeutet, ist ebenfalls nicht so deutlich belegt wie man annehmen könnte.

Klar ist dagegen der Einfluss auf die Lebensqualität von Patienten. Sie können über eine wenig oder gar nicht eingeschränkte körperliche Beweglichkeit auch ein Stück Alltagsleben und Zutrauen in die Leistungsfähigkeit des eigenen Körpers wiedergewinnen.

Wie viel Bewegung ist zur Krebsvorbeugung nötig, welche Sportart gilt als günstig?

Der Europäische Kodex gegen den Krebs lässt die Dauer oder die Intensität körperlicher Betätigung in seinen Empfehlungen für Gesunde offen. In diesem auf europäischer Ebene zuletzt 2003 aktualisierten Text heißt es pauschal: "Bringen Sie sich einmal pro Tag kräftig in Bewegung". In den Erläuterungen führen die Verantwortlichen ihren Ratschlag weiter aus: Sie gehen von einem Minimum von einer halben Stunde kräftiger Aktivität mindestens dreimal in der Woche aus, fügen jedoch hinzu, mehr Bewegung sei besser.
 

 
 

 

Eine Trennung zwischen Sport und ausreichender Bewegung im Alltag ist von Expertenseite bisher nicht vorgenommen worden. Die meisten Studien untersuchten den Einfluss sportlicher Aktivitäten. Dies liegt jedoch daran, dass Training unter wissenschaftlichen Bedingungen einfach leichter zu erfassen ist als die tatsächliche Aktivität im Beruf, beim Einkaufen, Saubermachen oder anderen normalen Tätigkeiten. In einer Aussage sind sich die Forscher jedoch einig: Sport spielt allein schon deshalb eine wichtige Rolle, weil aufgrund der heute üblichen sitzenden Lebensweise kaum noch jemand in Beruf oder Freizeit andere Möglichkeiten der körperlichen Aktivität zur Verfügung hat.

Kraft oder Ausdauer?

Bisher gibt es auch keine Abwägung zwischen Ausdauerbelastung oder mehr auf Kraft ausgerichteten Aktivitäten. Betrachtet man zum Abgleich aber die Empfehlungen zur Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, so liegt der Schwerpunkt für die meisten Altersgruppen beim Ausdauertraining. Bei älteren Menschen verschiebt sich die Gewichtung hin in Richtung Kraftübungen, um Knochen- und Muskelabbau entgegen zu wirken.

Auf das fehlende Wissen zum Umfang des notwendigen Trainings weisen auch die Autoren eines Handbuchs der Internationalen Union gegen den Krebs (
www.uicc.org) von 2006 hin, dessen deutschsprachige Fassung die Deutsche Krebsgesellschaft mit verantwortet. In den Studien zur Rolle der Bewegung seien zu unterschiedliche Kriterien verwendet worden, um anzugeben, was mindestens geleistet werden müsse. Anhand einer Auswertung der bis 2006 vorliegenden Daten kommen die UICC-Experten zu folgenden Aussagen:

  • Empfohlen werden mindestens 30, besser 60 Minuten moderater körperlicher Aktivität pro Tag.
  • Definiert ist dies als zum Beispiel "zügiges Gehen".
  • Man muss nicht am Stück eine halbe oder ganze Stunde gehen, auch beispielsweise vier mal eine Viertelstunde ist in Ordnung, so die UICC.
 

Info von der.....

Deutsches Krebsforschungszentrum - Krebsinformationsdienst